Grüne wollen Synagoge und Rabbinerhaus am Leben erhalten – Bürgermeister Lobner will hier lieber neue Stadtstrukturen schaffen

Geteilter Meinung ist man in der Stadtgemeinde Gänserndorf hinsichtlich der ehemaligen Synagoge und dem zugehörigen Rabbinerhaus. Während die Grünen Gänserndorf an der Erhaltung – die eine Renovierung der beiden Gebäude voraussetzen würde – festhalten, schwanen Landtagsabgeordneten Bürgermeister René Lobner ganz andere Pläne mit der Parzelle im Stadtzentrum. Nämlich die Schaffung von Parkplätzen, Büros und einer Veranstaltungslocation für 350 Personen.

Doch ganz so einfach scheint eine Umsetzung dieser Pläne nicht zu sein, denn das Bundesdenkmalamt setzt nun bereits zum dritten Mal Synagoge und Rabbinerhaus unter Denkmalschutz. Woraufhin die Gemeinde auch dieses Mal prompt mit einer Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht reagiert. Bei den letzten beiden Malen (Juni 2018 und Jänner 2019) wurden vom Bundesverwaltungsgericht die Bescheide behoben. Nun sehen Befürworter und Gegner mit Hochspannung der aktuellen Entscheidung entgegen.

Grüne-Bezirkssprecherin Beate Kainz bedauert es sehr, dass die Gemeinde lieber anstelle einer Restaurierung der beiden Gebäude einen Parkplatz errichten und sich in diesem Zusammenhang nicht als größere Gemeinschaft definieren will. „Hinter dem Begriff Gemeinde steht nur ein einziger Entscheidungsträger, nämlich der Bürgermeister. Er hat als Gemeinde verhindert, dass der Denkmalschutz der beiden geschichtsträchtigen Gebäude umgesetzt wird. Dabei ist gesetzlich vorgesehen, die Gemeinde tatsächlich in das Denkmalschutzverfahren einzubeziehen“, echauffiert sich Kainz. 

Es reicht, wenn die jüdische Geschichte durch jüdischen Friedhof am Leben erhalten wird

Die Geschichte der Juden in Gänserndorf sei Teil der Geschichte Gänserndorfs und müsse erhalten bleiben sowie die beiden Gebäude angemessen restauriert werden – so die Forderung der Grünen. Lobner wiederum findet es – wie er meint – ausreichend, die Geschichte der Juden – die ein höchst sensibles Thema sei, auf das er hier gar nicht eingehen wolle – in irgendeiner Art und Weise  zu gedenken. Sei es in Form eines kleinen Platzes oder einer Tafel. Hier werde sich ein Architekt Gedanken machen. 

„Außerdem haben wir auch einen jüdischen Friedhof zur Aufrechterhaltung der Geschichte. Die beiden Häuser haben durch ihre verschiedenen Nutzungen, wie Jugendzentrum, Musikschule, Kindergruppe usw. keine denkwürdigen Strukturen mehr “, so der Stadt-Chef. Daher sei es sinnvoller, hier Parkplätze zu schaffen, was auch Teil des Stadtentwicklungsprojekts „Am Damm“ sei. Ebenso sollten Büros und eine  Veranstaltungslocation für 350 Personen errichtet werden. Und im Zuge dessen der Radweg nach hinten an den Bahndamm verlegt werden. „Der soll attraktiviert und so geführt werden, dass auch gastronomische Betriebe, wie die Bäckerei Geier, miteingebunden werden“, sagt Lobner. Eine Restaurierung der beiden Häuser käme für ihn nicht in Frage.

Maria Köhler

Am Bild: Synagoge Gänserndorf

Foto: Initiative Denkmalschutz

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