Die Marktgemeinde Strasshof hat in Sachen Wohnbau einiges vor. Nach dem vor kurzem mit überwiegender Mehrheit gefassten Grundsatzbeschluss soll am Standort Alte Volksschule ein Wohnbau errichtet werden. „Unter der Prämisse, den historischen Teil des alten Gebäudes in den Neubau zu integrieren. So unter dem Motto: Historisches mit Neuem verbinden“, erklärt Bgm. Ludwig Deltl die Idee.
Der Zuschlag erging an die Arthur Krupp-Wohnungsgenossenschaft. Diese habe laut Deltl nun die Aufgabe, Entwürfe auszuarbeiten, was genau und wie viel auf günstigstem Weg hier errichtet werden kann. Deltl: „Derzeit wird der Baurechtsvertrag sowie das Gestaltungs- und Preiskonzept erarbeitet, das dann dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt wird“.
Bis es soweit ist, fließt aber noch viel Wasser die Donau hinunter. Denn Paul Ebhart, Chef der Bürgerliste „Für Strasshof – Dr. Ebhart“ schreit Feuer und setzt alle Hebel in Bewegung, um den SPÖ-Plan zu durchkreuzen. Die derzeitige Wohnbaupolitik der Gemeinde sei ein einziges „Tohuwabohu“ und für ihn nicht nachvollziehbar. Vor allem das erwähnte Bauvorhaben am Standort der alten Volksschule. „Der Bürgermeister schafft in Massen leistbares Wohnen, das auch entsprechende Klientel anziehen wird. Er wird damit massenweise Fremde anlocken, mit denen er die altersbedingt nach und nach wegfallende Wählerschaft der alten Eisenbahner kompensieren will“, so Ebhart.
Wäre Standort besser für andere Infrastruktur geeignet?
Der Bürgerlistenchef weiter: „Wenn es in einem Siedlungsgebiet mit alteingesessener Bevölkerung zu massenhaftem Zuzug kommt, dann führt das unweigerlich zu Problemen. Die Anrainer stehen hier auf meiner Seite“, sagt Ebhart, der seine gegnerischen Strategiepläne noch nicht verraten möchte. Genannter Wohnbaustandort wäre seiner Meinung nach besser für die Schaffung einer Polizeistation, eines Gesundheitszentrums (Ebhart hat zuletzt einen 4. Arzt in die Gemeinde gebracht) und einer Tagesheimstätte für Senioren geeignet. Letztgenannte stünde in intergenerativer Wechselwirkung mit dem in der Schulstraße im ehemaligen Hortteil adaptierten Kindergarten und käme Alt und Jung zugute.
„Aber vor allem vergisst unser Bürgermeister ganz darauf, Freiflächenressourcen für die Zukunft zurückzuhalten“, so Ebhart. „Welche Freiflächen?“, kontert Deltl, „es gibt keine Freiflächen, die gibt es nur, wenn Gebäude dort geschliffen werden“. Wohnbautätigkeiten finden derzeit ohnehin nur im Bauland-Kernland statt, überall sonst wurde seit vergangenem Jahr Bausperre verhängt. „Um den Bau-Wildwuchs durch Genossenschaften einen Riegel vorzuschieben und um hier auf die Bremse zu steigen“, erklärt Bgm. Deltl die kommunale Regulierungstaktik.
Denn – so der Orts-Chef – man möchte ja nicht unkontrolliert wachsen. Mit genau diesem Argument des unkontrollierten Wachsens „schießt“ Ebhart vorwurfsvoll gegen die Gemeindespitze. Ein Dorn im Auge sei ihm auch der Bahnacker, auf dem zahlreiche Familien ihre Häuser errichtet haben. Und die nun – wie Ebhart befürchtet – durch den Bau weiterer „Wohnsilos“ ebenso von Fremden überschwemmt werden würden, wie bei den übrigen Wohnbauvorhaben der Gemeinde. „Wohnsilos schmälern die Lebensqualität. Alles was mit Billig-Wohnungen zu tun hat, kommt auch Delogierten oder Notstandshilfeempfängern zugute. Die großen Wohnbauten bringen auch hier eine Entfremdung mit sich“, kritisiert Ebhart.
Wohnbauten am Bahnacker lassen nur ein Drittel Zuzug zu
Laut Deltl gibt es am Bahnacker neben den Einfamilienhäusern bereits sechs Gemeindewohnhäuser, die mit günstigen Wohnungen aufwarten. Sodass vor allem die jungen StrasshoferInnen, die aus dem „Hotel Mama“ ausziehen, in Strasshof bleiben können und hier eine Überbrückungsmöglichkeit vorfinden, bis sie vielleicht selbst ein Haus bauen können.
Daher habe man bereits zum Widmungszeitpunkt 2006/07 den leistbaren Wohnbau mit jeweils einem Drittel jungen Leuten, aber auch den Älteren, die nicht mehr ihre Häuser und Gärten bedienen können und sich das Leben in einer Wohnung erleichtern möchten und nur ein Drittel Zuzüglern zugedacht. Damit habe Strasshof die Zuzugsquote in Griff, denn die Gemeinde möchte keineswegs ungehemmt wachsen. Das wisse man auf jeden Fall. Was man derzeit laut Deltl noch nicht sagen kann, ist, wie viele Wohnbauten bzw. Wohnungen am Standort Alte Volksschule kommen. Man werde erst sehen, was gemäß den Architektenentwürfen hier alles möglich sei.
Nachdem laut Ebhart angeblich die Gemeinde der Genossenschaft eine Fläche von 4.600 Quadratmetern zugesprochen hat, bleibt anzunehmen dass es wohl nicht nur bei einem einzigen Wohnbau bleiben wird. Wie Ebhart meint, müsse ja die Genossenschaft jeden Quadratmeter ausnutzen, um die hohen Abriss- und Entsorgungskosten zu kompensieren. Die AnrainerInnen und auch Ebhart & Co dürfen gespannt sein, was auf sie noch zukommt. Soviel kann Bgm. Deltl bereits verraten: Die Entwürfe sollen noch heuer der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Maria Köhler
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