Beschäftigungseinbrüche am Wiener Arbeitsmarkt: Auspendlerbezirk Gänserndorf „leidet“ besonders stark mit

Die Coronakrise zeigt auch am Arbeitsmarkt drastische Auswirkungen. In ganz Österreich hat im vergangenen Jahr die Arbeitslosigkeit gegenüber 2019 zugenommen und erreichte bundesweit eine Quote von 10 %. Wie AMS-Gän-serndorf-Geschäftsstellenleiter Georg Grund-Groiss berichtet, waren in NÖ im Vorjahr 64.939 Personen als arbeitslos vorgemerkt. Um 14.194 bzw. 28 % mehr als 2019. Daraus resultiert eine Arbeitslosenquote von 11,5 %.

Mit 10,4 % (5.040 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt 2020) und einem Zuwachs von 25,2 % reihte sich im Krisenjahr 2020 der Bezirk Gänserndorf bundesweit in die Liste der Bezirke mit starken Zuwächsen. In der NÖ-Statistik rangiert der Bezirk an vierter Stelle hinter Neunkirchen (10,6 %), Baden (11,2 %) und Wiener Neustadt (11,6 %). 

Möchte man den Quotenvergleich innerhalb des Weinviertels anstellen, so folgt der Nachbarbezirk Mistelbach mit der zweithöchsten Arbeitslosenquote von 8,0 % (2.692 Arbeitslose, Anstieg 23,7 %). Auf Platz drei liegt Hollabrunn mit 7,8 % (1.692 Arbeitslose, Anstieg 27,7 %). Trotz eines 30,8 %igen Anstieges weist Korneuburg dennoch im Weinviertel die niedrigste Quote von 7,6 % (3.232 Personen) auf. 

Wie erwähnt, ist die Arbeitslosigkeit im Bezirk Gänserndorf um ein Viertel gestiegen. Als einer der Hauptgründe nennt AMS Gänserndorf-Geschäftsleiter Georg Grund-Groiss die starke Orientierung der Erwerbstätigen nach Wien. Fast 60 % der Unselbständigen pendeln aus dem strukturschwachen Bezirk aus – vorwiegend in die nahe Bundeshauptstadt. Dort habe man aber coronabedingt mit Beschäftigteneinbrüchen (vor allem im Tourismus und dessen Umfeld) zu kämpfen. In Zeiten wie diesen bekommt der Bezirk die Auswirkungen der eingebrochenen Wiener Arbeitsmarktlage ordentlich zu spüren.

Als weitere Gründe für die hohe Arbeitslosensituation im Bezirk nennt der AMS-Spezialist den starken Zuzug von Personen aus Wien, die „per saldo ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko mitbringen“. Das seien vor allem Wiedereinsteigerinnen nach einer Kinderbetreuungsphase (junge Familien), die ihren Arbeitsplatz in Wien verloren haben und nun nicht mehr so flexibel im Hinblick auf ihre regionale Mobilität seien. „Die zweite relevante Gruppe sind MigrantInnen mit im Schnitt geringeren formalen Ausbildungsabschlüssen“, erklärt Grund-Groiss .

Damit trage die Struktur der Arbeitslosigkeit in der Region Gänserndorf stärker als beispielsweise im Wien-nahen Bezirk Korneuburg die Merkmale der Arbeitslosigkeit in urbanen Räumen. „Eben mit einem höheren Anteil an Personen mit geringen formalen Ausbildungsabschlüssen bzw. einem höheren Anteil an Personen mit Migrationshintergrund“. 

Was bringt die Zukunft am Arbeitsmarkt?

Ein Ende der durch Covid-19 ausgelösten wirtschaftlichen Schwierigkeiten sei laut Josef Mukstadt, AMS-Geschäftsstellenleiter Hollabrunn, in den betroffenen Branchen noch nicht in Sicht. Auch im westlichen Bezirk liege die Arbeitslosigkeit deutlich über dem Vorjahresniveau. Frauen sind vom Anstieg der Arbeitslosigkeit stärker betroffen als Männer, junge Menschen mehr als die ältere Erwerbsgeneration. Mukstadt: „Kurzarbeit sorgt dafür, dass Menschen in Beschäftigung bleiben“. Die größte Herausforderung werde der Abbau der verfestigten Arbeitslosensituation sein. Positiver Ausblick: Nach Wegfall der Einschränkungen werde sich die Konjunktur jedoch wieder erholen. 

Aus Gänserndorfer Sicht schaut die Zukunft am blau-gelben Arbeitsmarkt gar nicht so schlecht aus. Bereits im kommenden Jahr sollen laut WIFO die nö. Beschäftigungszahlen wieder leicht steigen. Damit werde sich auch das Niveau der Arbeitslosigkeit stabilisieren. Auch für Wien sei ein Beschäftigungsanstieg prognostiziert. Das AMS rüste sich jedenfalls in allen Regionen mit der breit angelegten „Corona-Qualifizierungsoffensive“, um Betroffene vor einer Langzeitarbeitslosigkeit zu bewahren und ihnen einen Neustart nach der Krise zu erleichtern. 

Maria Köhler

Foto 1: Symbolbild / pexels.com

Foto 2: Quelle und Grafik: AMS Hollabrunn

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