Am 26.5. werden die Tage 1 und 2 des 6-Tage-Spiels in der Fassung von 2022 von Hermann Nitsch als kompakte Filmdokumentation im nitsch museum Mistelbach präsentiert. Der Eintritt ist frei.
Das Programm am 26.5. im nitsch museum startet um 17 Uhr mit einer Führung durch die aktuelle Ausstellung „Hermann Nitsch – Das 6-Tage-Spiel“ durch Michael Karrer, den künstlerischen Direktor des nitsch museums. Danach werden die Filme der beiden Tage in chronologischer Reihenfolge gezeigt. Die Filmdokumente enthalten die wichtigsten Sequenzen der einzelnen Tage und sind eindrucksvoll nahe am Geschehen.
Am 28.5. findet Tag 3 live in Prinzendorf statt.
Hermann Nitsch: OM Theater, Das 6-Tage-Spiel 2022 (c) Foto Feyerl
Ablauf
- 17:00 Michael Karrer Führung durch die Ausstellung
- 18:00 Tag 1 Film
- Pause mit Wein
- 19:30 Tag 2 Film
- Wein und Brot
Hermann Nitsch hat unermüdlich an einer zweiten Fassung des
6-Tage-Spiels, die er kurz vor seinem Tod im Jahr 2022 finalisieren konnte,
gearbeitet. Besonderen Fokus legte er dabei auf die Musik als Leitmotiv der
Aktion. Am 30. und 31. Juli 2022 wurden posthum die ersten beiden Tage der
zweiten Fassung des 6-Tage-Spiels in Schloss Prinzendorf aufgeführt.
Der erste Tag, ein regnerischer Tag, war geprägt von Kreuz-Situationen unter anderem auch mit Schweineteilen, die teils einzeln und teils parallel an unterschiedlichen Orten stattfanden. Rugby Aktionen, so nennt Nitsch das gemeinsame Wühlen, Stampfen und Tanzen, sich an den Schultern haltenden Gruppen von Akteur*innen in Tomaten, Trauben, Körpersäften, Blut, und eine Prozession im Schloss-Hof und durch die Felder der Umgebung angeführt von einer Blasmusikkapelle waren ein wesentlicher Part dieses Tages. Alle Besucher*innen wurden zu Spielteilnehmer*innen, waren Teil des Festes. Zum Finale des ersten Tages flogen Gedärme aus dem Schloss in den Obstsaft-, Tomatenmatsch- und blutgetränkten Hof. Alle Sinne waren gefordert. Über allem stand die Musik wie eine mächtige Klangwolke, die die Aktionen anführte und das Schloss weithin beben ließ.
Der zweite Tag stand im Zeichen von unterschiedlichen Malaktionen. Am
Schüttboden wurde mit Blut an den Wänden zu den Klängen einer kleinen
Musikformation gearbeitet. Im Hof wurden Bilder auf am Boden-liegende Leinwände
in bunten Farben geschüttet und pastös bearbeitet. Im Becken gab es Rugby
Situationen und ein riesiges buntes Rinnbild entstand an der Stirnseite der
Hofmauer. Alle Malaktionen folgten den intensiven Tönen und Klängen. Mit einem
Fackelzug klang der Tag aus.
Die Ausstellung „Hermann Nitsch – Das 6-Tage-Spiel“
Die erste Ausstellung nach dem Ableben des Künstlers ist eine
Kooperation mit der Albertina Wien und widmet sich dem Herzstück seines
Gesamtwerkes, dem 6-Tage-Spiel.
„Unermüdlich und beinahe besessen ordnete Hermann
Nitsch alles seinem 6-Tage-Spiel unter. Es war Zentrum seines Seins.“ so
Michael Karrer, der künstlerische Direktor des nitsch museums.
Hermann Nitsch ist Mitbegründer des Wiener Aktionismus und zählt zu den wichtigsten Aktionskünstlern der Kunstgeschichte. Sein Opus Magnum, das Orgien Mysterien Theater, ist eine neue Form des Gesamtkunstwerkes. Mit diesem völlig neuen Theaterkonstrukt revolutionierte der Künstler den Theaterbegriff des 20. Jahrhunderts. Das 6-Tage-Spiel stellt das Zentrum von Hermann Nitschs Gesamtkunstwerk – des Orgien Mysterien Theaters – dar.
Die Ausstellung im nitsch museum zeigt Werkblöcke aus der Erstrealisierung der Aktion im Jahr 1998 und der Teilrealisierung der zweiten Fassung von 2022. Zu sehen sind wesentliche Reliktinstallationen, Schüttbilder aus den Malaktionen, Teile der Aktionspartituren, ausgewählte Aktionsfotos, Filmdokumentationen, Applikationen und Gerätschaften. Ein Raum wird von Frank Gassner, dem langjährigen Nitsch-Assistenten, unter dem Titel „Prinzendorf 22/98“ für diese Ausstellung neugestaltet. In der Kapelle des nitsch museum ist weiterhin die im Herbst 2022 eröffnete Rauminstallation zum 6-Tage-Spiel 2022 zu sehen.
„das fest fordert eine bewusstheit, die bis tief zur annahme unserer tragischen wirklichkeit führt. die welt als ganzes soll angenommen werden mit allen extremen, ihren glücksmöglichkeiten, grässlichkeiten und der grausamkeit des todes.“ (hermann nitsch)
Die Idee zum Orgien Mysterien Theaters entstand im Jahr 1957 und führte zur Realisierung von 160 Aktionen. Sein gesamtes Leben und Werk verschrieb der Künstler dem Orgien Mysterien Theater, dessen Höhepunkte die beiden 6-Tage-Spiele 1998 und 2022 sind. Sämtliche Aktionen und alle Werke, die er in unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen erschaffen hat, mündeten letztendlich in das Vorhaben des 6-Tage-Spiels, an dem Hermann Nitsch bis zu seinem Lebensende arbeitete. Die traditionelle Bühne wird bei diesen Aktionen verlassen, reale Geschehnisse inszeniert und das Publikum als Teilnehmer*innen aktiv in das Spielgeschehen integriert. Ziel ist es, die Sinne der Teilnehmer*innen möglichst intensiv und unmittelbar anzusprechen. Das Fleisch der Wirklichkeit wird erfahrbar gemacht. Durch diese Form des synästhetischen Erlebens soll bei den Teilnehmer*innen eine Katharsis erreicht werden.
„das 6 tage dauernde spiel des o. m. theaters soll das grösste und wichtigste fest der menschen werden (es ist ästhetisches ritual der existenzverherrlichung). es ist gleichzeitig volksfest und zu bewusstsein gebrachtes mysterium der existenz.“ (hermann nitsch)
Im Jahr 1998 wurde das 6-Tage-Spiel des Orgien Mysterien Theaters, begleitet von erheblichen Protesten, Bombendrohungen und politischem Widerstand, erstmals auf Schloss Prinzendorf realisiert. Fortan arbeitete Hermann Nitsch unermüdlich an einer zweiten Fassung, die er kurz vor seinem Tod im Jahr 2022 finalisieren konnte. Besonderen Fokus legte er dabei auf die Musik als Leitmotiv der Aktion. Am 30. und 31. Juli 2022 wurden posthum die ersten beiden Tage der zweiten Fassung des 6-Tage-Spiels in Schloss Prinzendorf aufgeführt. Die Fortsetzung der zweiten Fassung findet am Pfingstsonntag, dem 28. Mai 2023, statt und wird von dieser Museumsausstellung begleitet.
Hermann Nitsch
wurde am 29. August 1938 in Wien geboren und starb am 18. April 2022 in
Mistelbach. Er zählte zu den bedeutendsten Vertretern des Wiener
Aktionismus und war einer der vielseitigsten zeitgenössischen Künstler:
Aktionist, Maler, Grafiker, Komponist (Sinfonien, Orgelkonzerte),
Bühnenbildner. Nitsch galt als Enfant terrible der österreichischen Kunstszene
und war dafür bekannt, Tierkörper, Blut und Teile geschlachteter Tiere zu
nutzen. Sein Gesamtkunstwerk, das Orgien Mysterien Theater, demonstriert das
breite Spektrum seiner Kunst und fordert alle fünf Sinne des Publikums.
„meine arbeit soll eine schule
des lebens, der wahrnehmung und der empfindung sein und mit allen fünf sinnen
erfahren werden.“
Der mehrfach ausgezeichnete Künstler Hermann Nitsch lebte und arbeitete auf
seinem Schloss in Prinzendorf an der Zaya, Niederösterreich sowie in Asolo,
Italien. Seine Werke sind in zwei monografischen Museen in Mistelbach und
Neapel, in der Nitsch Foundation in Wien sowie in den renommiertesten
internationalen Museen und Galerien ausgestellt. Im Jahr 2022 übernahm die Pace
Gallery mit Hauptsitz in New York die Vertretung von Hermann Nitsch.
Eine detaillierte Biografie sowie eine Liste aller Aktionen, Malaktionen, konzertanten Aufführungen u.v.m. finden Sie auf www.nitsch.org
Das nitsch museum Mistelbach
Das nitsch museum in Mistelbach/NÖ zählt zu den größten monografischen
Museen in Österreich. Es befindet sich im Weinviertel, wo Hermann Nitsch lebte
und arbeitete, und wurde vom Architektenteam archipel architektur +
kommunikation in Abstimmung mit Hermann Nitsch geplant. Seine Architektur ist
an den Idealplan einer Klosteranlage angelehnt.
Seit seiner Eröffnung im Jahr 2007 wird das umfassende künstlerische Werk von Hermann Nitsch in jährlich wechselnden Ausstellungen präsentiert. Parallel zu den Ausstellungen lädt das Museum zu begleitenden Podiumsdiskussionen, Vorträgen, Gesprächen, Workshops uvm.
Öffnungszeiten:
DI-SO 10:00 – 17:00 Uhr
(an Feiertagen auch montags)
Letzter Einlass: 16:30 Uhr
Foto: Feyerl