Diskussion um Fischrückgang in der March

Klimawandel und fehlende Renaturierungen

Der Fischbestand in der March ist nach Meinung vieler Fischer rückläufig (wir berichteten in RUNDschau-Ausgabe 10). Doch nicht alle Petrijünger teilen diese Meinung.

Während die einen von ihren eigenen Fangkünsten überzeugt sind und sich keineswegs über zu wenig Fische im Netz beklagen, beschweren sich andere über vergebene Liebesmüh und schreiben diesen Umstand einerseits den nur abschnittsweise durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen (Anschluss der Altarme) zu, andererseits der Landwirtschaft. Gemüsefelder werden mittels Pumpstationen mit Marchwasser beregnet. Dies sei schuld am niederen Wasserpegel.

Fakt ist, dass der Wasserstand der March heuer besonders niedrig ist. Der Grund dafür liege laut WWF-Sprecher Jurrien Westerhof bei den, im vorigen Jahrhundert errichteten, Begradigungen mit denen Altarme abgeschnitten wurden und dadurch wichtige Fischbiotope verschwanden. Ein anderer Grund sei der Klimawandel und daraus resultierende Auswirkungen auf Umwelt und Wasser (höhere Erderwärmung bringe höhere Verdunstungsrate).

Fischereiverband: Kein Fischrückgang in der March

Gregor Gravogl, Geschäftsführer des NÖ Landesfischereiverbandes, bestätigt die teilweise starken Wasserstandschwankungen, verursacht durch Temperaturunterschiede – vor allem im Sommer. Altarme werden teilweise von der March nicht mehr durchflossen.  Auch legale und illegale Wasserentnahmen könnten ein Grund sein, ebenso der Prädatorendruck (Raubfische und -vögel). Jedenfalls wirken sich die niedrigen Wasserstände auf das Vorkommen größerer fangreifer Exemplare aus.

An einigen Marchabschnitten habe man in Zusammenarbeit mit betroffenen Fischereivereinen und der viadonau Altarme wieder angebunden. Generell sei der Landesfischereiverband für derartige Projekte zu haben, wie Gravogl beteuert.

Allerdings trage auch das Nachbarland hinsichtlich genereller Nutzung und Fürsorge, aber auch der fischereilichen Bewirtschaftung und der Einflusssphäre Verantwortung.

Was nun definitiv den aktuellen Fischbestand in der March anbelangt, so kann von Verbandsseite her kein Rückgang bestätigt werden. Betrachtet man das Problem objektiv, so könnten vereinzelte illegale Fischereiaktivitäten (durch Unbefugte) ebenso ein Grund sein, wie der Prädatorendruck und auch die Tatsache ungeeigneter Lebensräume, die sich abschnittsweise negativ auf die Fischdichte auswirken können. Für die Ermittlung des tatsächlichen Fischbestandes (auch in seiner Artenzusammensetzung) wäre eine aufwändige wissenschaftliche Erhebung notwendig.

Weitere Renaturierungsprojekte an der March geplant

Im Rahmen des bundesweiten Gewässermonitorings werde der Fischbestand in mehrjährigen Intervallen überwacht, wie Martin Angelmaier, von der NÖ Wasserabteilung NÖ konstatiert. Aus den Daten der letzten Überprüfung 2019 sei ersichtlich, dass die March einen artenreichen Fischbestand aufweise. Leitfisch- und Begleitfischarten seien vertreten. Allerdings – so Angelmaier – seien die Fischbiomasse und die Individuenzahl relativ gering (eigenartigerweise kann dies der Landesfischereiverband nicht bestätigen).

Sinkende Fischzahlen seien vermutlich – wie auch der WWF beklagt – der weitgehenden Marchregulierung zuzuschreiben. Abschnittsweise fehlen naturnahe Strukturen und Vernetzung mit Nebengewässern und Auwaldbereichen. Dort, wo Renaturierungsprojekte umgesetzt wurden (z.B. im March-Unterlauf im Zuge eines LIFE-Projekts durch viadonau) seien laut Angelmaier deutlich höhere Individuenzahlen ersichtlich. Ähnlich sei es auch bei der Thaya. Weitere Renaturierungsmaßnahmen sind geplant, wie z.B. die Wiederanbindung von Flussschlingen an die Thaya oder ein Uferrückbau bei Zwerndorf.

Niedriger Wasserstand: March reagiert besonders stark auf zunehmende Erderwärmung

Von der viadonau selbst kam zu diesem Thema keine Rückmeldung. Aber wie das Land NÖ bestätigt, beobachte das Unternehmen seit vielen Jahrzehnten die Wasserführung der March. Aktuelle Auswertungen zeigen, dass die Niederwasserführung (d.h. die Wasserführung an Tagen mit Niederwasser) in den letzten Jahrzehnten geringer wurde. 2017 und 2019 waren davon besonders geprägt.

Die Verdunstung habe auf den Wasserhaushalt der March besondere Bedeutung, diese reagiere auf die zunehmende Erderwärmung sensibler als andere Flüsse. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserführung von March und Thaya werden derzeit in zwei internationalen Projekten untersucht. Studienergebnisse werden für 2022 erwartet.

Dass – wie einige Fischer meinten – die Wasserentnahme für die landwirtschaftliche Bewässerung sich negativ auf die Wasserführung der March auswirken würde, kann weder vom Land NÖ noch von der NÖ Landwirtschaftskammer bestätigt werden. Dies spiele laut LK-Pressesprecherin Christina Spangl nur eine untergeordnete Rolle auf den Wasserstand der March. Diese sei durch besagte Bewässerungsanlagen nicht beeinträchtigt.

Foto: pexels.com

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