Ministerin Gewessler bei Eröffnung des sanierten Marchfeldschutzdamms mit Demo für die S8 empfangen

Damit hatte Leonore Gewessler wohl nicht gerechnet. Sie, LH Johanna Mikl-Leitner, LH-Stv. Stephan Pernkopf und der für die Gewässer in Wien zuständigen Stadträtin Ulli Sima wurden bei der Schlusssteinlegung und feierlichen Übergabe der runderneuerten Sicherheits-Infrastruktur im Juli in Stopfenreuth von Befürworter des Baus der S8 (Marchfeld Schnellstraße) und des Lobautunnels empfangen. Eine Heerschar an Protestierenden (Die Demo für die S8 wurde berparteilich von SPÖ und FPÖ sowie Gewerkschaftsvertretern organisiert) machten ihrem Ärger über den von Gewessler verhängten Baustopp mit Transparenten, Trillerpfeifen und Ratschen lautstark Luft.

„Der Hochwasserschutz ist gut, aber die zehntausenden PendlerInnen brauchen auch die S8 und den Lobautunnel, um endlich der täglichen Stauhölle entgehen zu können. Wir sind eine stark wachsende Region und das Verkehrsproblem wird von Tag zu Tag dramatischer“, so die 3. Landtagspräsidentin Maga. Karin Renner, die ebenfalls aktiv an der Demonstration teilnahm. Ebenfalls dabi die SPÖ-Bezirksvorsitzende Rene Zonschits: „Seit Jahren kämpfen wir für die S8 und als endlich die Planungen so gut wie fertig waren und erste Vorarbeiten begonnen wurden, hat Ministerin Gewessler das Projekt mit einem Federstrich gestoppt, alles Geld für die Vorbereitungen in den Sand gesetzt und die Hoffnung der BewohnerInnen auf Verkehrsentlastung in den Orten in den Sand gesetzt. Dabei braucht unsere Region eine belastbare Verkehrsverbindung nach Wien, einerseits für die Pendler, andererseits, um eine wirtschaftliche Entwicklung der Region zu ermöglichen. Diese Ignoranz aus Gewesslers Ministerium lassen sich die Menschen im Marchfeld nicht gefallen.“

Unmut gab es auch über das Verhalten der Ministerin, die sich „in einem Zelt verkrochen hat und nicht mutig genug war, sich den Anliegen der Demonstranten zu stellen!“ Diese quittierten dieses Verhalten mit den Rufen: „Gewessler muss weg!“ und „Bau statt Stau!“

Die Sinnhaftigkeit des Marchfeldschutzdamms wurde bei der Demo nicht infrage gestellt. Dieses Projekt bietet schließlich rund 30.000 BürgerInnen in Niederösterreich bestmöglichen Schutz vor dem Hochwasser und natürlich auch der Wiener Bevölkerung.

Mit der Schlusssteinlegung am Marchfeldschutzdamm im Juli schließt Wien 50 Jahre nach dem Bau der Donauinsel seinen Hochwasserschutz ab.

Von 2014 bis 2019 wurde der im Eigentum der Donauhochwasserschutz-Konkurrenz (DHK) stehende Marchfeldschutzdamm durch viadonau generalsaniert. Die anfallenden Gesamt-Projektkosten von rund 110 Millionen Euro teilen sich der Bund, Niederösterreich und Wien. Mit der Fertigstellung der Arbeiten am Teilabschnitt zwischen Eckartsau und Stopfenreuth durch die Stadt Wien (Wiener Gewässer Management) wurde das große Sanierungsvorhaben für den Hochwasserschutz Donau östlich von Wien in den vergangenen zwei Jahren komplettiert.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler dazu: „Die tragische Hochwasserkatastrophe vom Juni 2013 hat den Anstoß für die Sanierung und den Ausbau des Marchfeldschutzdammes gegeben. Jüngste Unwetter machen weiter deutlich: Die Klimakrise, ihre Auswirkungen und Folgen sind bereits voll und ganz bei uns in Österreich angekommen. Hochwasserschutz ist dabei ein zentrales Anliegen für die Region und die Funktionsfähigkeit der Wasserstraße Donau. Deshalb investiert der Bund auch zukünftig gemeinsam mit den Ländern und Gemeinden in weitere Projekte zum Schutz der Bevölkerung.“

Bis 2030 sollen für den Hochwasserschutz entlang der Donau weitere 222 Millionen Euro bereitgestellt werden.

Dichtwand ist Kernstück der Sanierung

Kernstück der Sanierung ist eine im Damm innen liegende Dichtwand, welche im Bodenmischverfahren hergestellt wird, sowie am landseitigen Dammfuß gelegene Kiessäulen zur Auftriebssicherung der Deckschicht. Zur gefahrlosen Ableitung von Sickerwässern in Siedlungs- und Landwirtschaftsflächen wurden weiters acht Drainagepumpwerke errichtet. „Absolute Sicherheit kann es natürlich nie geben, aber wir tun alles, um Risiken zu minimieren. Gleichzeitig investieren wir in Renaturierungen, um den Flüssen wieder mehr Platz zu geben“, Stephan Pernkopf, LH-Stv. zum Hochwasserschutz in Niederösterreich.

Hochwasserschutz, Freizeitziel und Naturschutz in einem: Sinnvolle Investitionen

Der Marchfeldschutzdamm wird multifunktional genutzt. Neben seiner vorrangigen Eigenschaft als Hochwasserschutzanlage stellt dieser auch eine internationale Wander- und Radroute (EUROVELO 6) sowie einen wichtigen Naturlebensraum als Teil des Nationalparks Donau-Auen dar. Für die umfassende Sanierung der Hochwasserschutzanlagen war daher ein integratives Projektmanagement, das Sicherheitsinteressen, Freizeitnutzung und Umweltschonung bestmöglich zusammenführt, unerlässlich. So wurden begleitend zur Sanierung der insgesamt 67 Dammkilometer im Rahmen des Hochwasserschutzes Donau neben Radwegumleitungen auch ökologische Maßnahmen zum Schutz donautypischer Pflanzen und Tiere umgesetzt, während den Bauaktivitäten zum Beispiel Reptilien- und Amphibienzäune für die frühjährlichen Laichwanderungen errichtet, Brutzeiten des Seeadlers berücksichtigt und Gelege der europäischen Sumpfschildkröte besonders geschützt.

50 Jahre Donauhochwasserschutz: Erfolgsgeschichte der Stadt Wien

Mit der Fertigstellung des Hochwasserschutzes östlich der Donau erfüllt die Bundeshauptstadt Wien ihre vertraglichen Verpflichtungen mit dem Bund und ist jetzt als direkt an der Donau gelegene Millionenmetropole umfassend geschützt. Die Bauarbeiten befanden sich teilweise im Nationalpark Donau-Auen, wo etwa die europäische Sumpfschildkröte in manchen Baubereichen Brutplätze in den Dammbereichen nutzt. Daher wurden die Bauarbeiten der Stadt Wien in diesen sensiblen Bereichen unter strengen ökologischen Auflagen durchgeführt. Das gesamte Dammsystem in und um Wien ist nun für eine Durchlaufkapazität von bis zu 14.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ausgelegt, was in etwa dem größten jemals in Mitteleuropa gemessenen Hochwasser von 1501 entspricht.

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