Der Vergleich von Impfquoten in Gemeinden in unserer Region zeigt teilweise sehr große Unterschiede. Warum ist das so? Bürgermeister versuchen die Impfquoten zu steigern.
Vor kurzem veröffentlichte der ORF auf seiner Internetseite Statistiken über Corona-Impfquoten einzelner Gemeinden in Österreich. Dabei zeigten sich in unserer Region doch teilweise deutliche Unterschiede. Während etwa in Gänserndorf vor etwa zwei Wochen erst 59,4 Prozent teilimmunisiert und 40,2 Prozent vollimmunisiert waren lagen diese Zahlen zum gleichen Zeitpunkt in Langenzersdorf bereits bei 71,0 und 54,7 Prozent. In Niederösterreich lagen diese Zahlen bei 60,0 und 44,5 Prozent und in Österreich bei 56,6 und 42,3 Prozent.
„Bei niedrigen Infektionszahlen werden Menschen locker“
Gänserndorfs Bürgermeister Rene Lobner tut sich schwer, diese Zahlen zu interpretieren: „Es war schon während der ganzen Pandemie zu erkennen, dass wenn die Corona-Infektions-Zahlen regional niedrig waren, die Menschen etwas lockerer unterwegs waren, was leider zumeist folglich dann wieder zu erhöhten Zahlen geführt hat. Vielleicht eine mögliche Erklärung auch was die Durchimpfung betrifft. Ansonsten habe ich hier keine fundierte Erklärung.“
„Man sollte uns hier nur mit B8-Gemeinden vergleichen“
Auch einen Zusammenhang mit dem dichten Angebot an Corona-Tests im Bezirk Gänserndorf kann sich Lobner als Grund für die unterschiedlichen Impfquoten vorstellen: „Es gab wohl kaum einen Bezirk wo man ein so dichtes und engmaschiges Teststraßennetz vorgefunden wie im Bezirk Gänserndorf. Vielleicht auch ein Mitgrund, warum sich der eine oder andere noch nicht impfen hat lassen. Das ist aber reine Spekulation.“
Deutsch Wagrams Bürgermeister Friedrich Quirgst glaubt, dass „wir in Deutsch Wagram in den letzten Wochen bei diesen Zahlen deutlich aufholen konnten, was man in dieser Statistik aber noch nicht sieht. Aber ab der Marke von etwa 60 Prozent bei Erstimpfungen wird es schwierig noch weitere Impfwillige zu finden.“
Er vermutet, dass in ländlicheren Gemeinden, wo die Menschen stärker in das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde eingebunden sind, auch die Impfraten höher sind: „Ich finde, deshalb sollte man Deutsch Wagram hier nur mit anderen „B8-Gemeinden“ vergleichen, da liegen wir ja gar nicht so schlecht.“ Während in Deutsch Wagram zu diesem Zeitpunkt 60,3 Prozent die erste Impfung bekommen hatten und 40,4 Prozent vollimmunisiert waren, lagen diese Zahlen etwa in Strasshof erst bei 58,4 und 39,5 Prozent.
In Langenzersdorf, wo die Zahlen mit 71,0 und 54,7 in unserer Region am besten liegen, freut sich Bürgermeister Andreas Arbesser natürlich über diese positiven Nachrichten: „Warum diese Zahlen gerade bei uns so gut sind? Schwer zu sagen, es hat sich bereits beim Testen gezeigt, dass die Bürger in Langenzersdorf sehr verantwortungsbewusst sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass hier bei uns sehr viele Pendler und allgemein sehr viele berufstätige Personen wohnen, die also schon aus beruflichen Gründen geimpft sein sollten.“
Bereits im Jänner schrieb Langenzersdorfs Bürgermeister eine Mitteilung an die Bürger von Langenzersdorf und rief dabei dazu auf, impfen zu gehen: „Ich sehe eben keine Alternative zum Impfen. Wir müssen aufeinander Rücksicht nehmen und das geht in Zeiten einer Pandemie eben nur mit der Impfung.“
Er bekam auf diese Aussagen unterschiedliche Antworten: „Die einen meinten es sei gut, sich für die Impfung einzusetzen, andere sagten mir, man solle sich nicht in ihr Privatleben einmischen.“ In Korneuburg lag die Impfquote mit 64,3 und 44,8 Prozent eher im Mittelfeld. Bürgermeister Christian Gepp vermutet, „dass viele eben mit Testen durchkommen, weil wir in Korneuburg und Umgebung Testmöglichkeiten mit hoher Testintensität haben. Deshalb meinten vielleicht viele bisher nicht impfen gehen zu müssen.“ Spannend würde er es finden, wenn Testen plötzlich etwas kosten würde: „Ich sage nicht, dass ich Kosten für Tests gut finden würde, aber vielleicht würde das einige Leute zum Impfen motivieren.“
Wolkersdorfer Impfstraße trug wohl zu Impferfolg bei
Wolkersdorf zählte zum Zeitpunkt der Statistik mit 69,0 und 53,0 Prozent ebenfalls zu den besten Gemeinden in unserer Region. Bürgermeister Dominik Litzka sieht den Weg Wolkerdorfs bestätigt, den Menschen die Corona-Impfung so barrierefrei wie möglich anzubieten. In der Wolkersdorfer Impfstraße wurden bereits im März und April an vier Samstagen insgesamt 1.350 Impfstoffe verabreicht, bevor Mistelbach zur einzigen Impfstraße für den Bezirk Mistelbach bestimmt wurde. Anschließend gab es eine weitere Impfstraße in Wolkersdorf und zwar eine betriebliche für Mitarbeiter der ortsansässigen Unternehmen. Ein Kontingent von 1.000 Impfstoffen war für dieses Projekt vorgesehen. Bürgermeisgter Litzka sieht es als seine Aufgabe „die Bevölkerung zu informieren und den Menschen Vorbehalte gegen die Impfung zu nehmen, um die Impfquote weiter zu erhöhen.“
Wolfgang Merkatz, Bezirkshauptmann-Stellvertreter des Bezirks Gänserndorf grübelt ebenfalls über die Gründe, warum die Impfquoten in den Gemeinden so unterschiedlich sind: „Wer wirklich impfen gehen will, der wird auch bedient. Viel einfacher und barrierefreier geht es ja fast gar nicht mehr. Wer sich online einen Termin ausmacht, der kommt manchmal sogar gleich am selben Tag oder innerhalb weniger Tage dran. Und beim persönlichen Hausarzt kann man sich sogar ohne Termin impfen lassen.“
Hier noch einige weitere Impf-Quoten aus Gemeinden unserer Region:
Strasshof:
Teilimmunisiert: 59,4 %
Vollimmunisiert: 40,2 %
Gerasdorf:
Teilimmunisiert: 63,1 %
Volimmunisiert: 43,8 %
Gaweinstal:
Teilimmunisiert: 64,7 %
Volimmunisiert: 44,0 %
Stockerau:
Teilimmunisiert: 64,3 %
Volimmunisiert: 47,5 %
Hannes C. Huber
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