In der Gemeinde Matzen-Raggendorf (Bezirk Gänserndorf) wurde heute, 10. Juni, ein “Klimaforschungs-Wald” offiziell eröffnet. Dabei stellten sich die Anwesenden die Frage: Wie sieht der Wald der Zukunft aus?
Eine Kooperation des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW), der OMV und des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) rückt Anpassungsstrategien an den Klimawandel ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses. 35 verschiedene Baumarten auf 6 ha stehen im Fokus des Klimaforschungswaldes in Matzen. Die Kosten betragen dabei “einige 10.000 Euro”, wie BFW-Leiter Peter Mayer erklärt .
Wer heute einen Baum pflanzt, muss sich angesichts steigender Temperaturen und trockenerer Sommer auch Gedanken über das Klima der Zukunft machen. BFW-Leiter Peter Mayer erklärt dazu: „Die hohe Unsicherheit in den zukünftigen Klima-Szenarien macht es sehr schwierig, heute Bäume auszuwählen, die 80 bis 120 Jahre gesund wachsen werden.“ Die Angepasstheit von Baumarten, nichtheimische Baumarten, neue Krankheitserreger und entsprechende Maßnahmen sind aktuell einige der bedeutsamsten Themen der Forst- und Holzwirtschaft. Der Klimaforschungswald stellt dafür einen Ort der Auseinandersetzung und der Erkenntnisse dar.
“Erkenntnisse aus dem “Wald der Zukunft” sollen für viele andere Regionen in Österreich genutzt werden”
Für Landwirtschafts-Ministerin Elisabeth Köstinger steht dabei im Vordergrund, “für Österreich herauszufinden, wie der Wald der Zukunft ausschauen soll. Welche Baumarten passen ideal zu welcher Bodenbeschaffenheit? Und viele Dinge mehr. Und daraus wollen wir das Wald-Modell für die Zukunft ableiten und für viele andere Wälder in anderen Regionen in Österreich Erkenntnisse gewinnen.”
„Unser Wald steht durch die Klimaerwärmung vor großen Herausforderungen. Klimaangepasste Wälder tragen maßgeblich zur Risikominimierung bei, da sie Veränderungen leichter ausgleichen können. Wie sich die Zusammensetzung des Waldes ändern wird und welche Rolle heimische und nichtheimische Baumarten spielen können, ist auch Teil der Forschung, die im Klimaforschungswald betrieben wird“, so Köstinger.
Seit dem Projektstart 2019 wurden auf insgesamt 6 Hektar im niederösterreichischen Matzen-Raggendorf bereits über 10.000 Bäume von 35 verschiedenen Arten gepflanzt. Parallel dazu werden auf den drei Flächen klimarelevante Messungen durchgeführt. Bis zum Projektende 2030 werden die vielfältigen Waldfunktionen wie Kohlenstoffspeicherung und Biodiversität vom Forschungsteam laufend evaluiert. Ziel ist es, Baumarten und Baumartenzusammensetzungen zu finden, die auch in klimawandelbetroffenen Gegenden gut wachsen und die Waldfunktionen weiterhin erhalten können.
„40 Prozent der niederösterreichischen Landesfläche sind mit Wald bestockt. Grüne Wälder prägen das Bild unserer Heimat, sie sorgen für nachwachsende Rohstoffe, saubere Luft und schützen das Klima. Mehr als 30.000 bäuerliche Betriebe bewirtschaften unsere Wälder, in der gesamten Wertschöpfungskette Holz wird eine jährliche Wertschöpfung von über 220 Millionen Euro erwirtschaftet, damit sind unsere Wälder auch ein enormer Wirtschafts- und Arbeitsfaktor. Die Auswirkungen des Klimawandels sind schon jetzt spürbar, in den vergangenen Jahren hat der Borkenkäfer allein in Niederösterreich eine Waldfläche von rund 20.000 ha geschädigt – das entspricht der Hälfte der Fläche Wiens. Wir brauchen daher auch in Zukunft gesunde und klimafitte Wälder. Das Land Niederösterreich begrüßt solche zukunftsgerichteten Forschungsaktivitäten hinsichtlich verschiedener Baumartenzusammensetzungen deshalb ganz besonders“, führt Landeshauptfrau-Stellvertreter Stefan Pernkopf aus, der als Präsent heurige Erdäpfel aus Niederösterreich mitbrachte.
Warum sich ausgerechnet die OMV für einen Wald einsetzt? Reinhard Florey, Finanzvorstand der OMV, erklärt das so: “Das ist ein Teil des Konzeptes der OMV. Wir vollziehen gerade einen strategischen Wandel, auf vielen Ebenen, wir sehen das als Verpflichtung für die Gesellschaft, dass wir uns nicht nur für die Reduzierung von CO2 durch effektivere Kraftstoffe einsetzen, sondern es auch unterstützen, dass CO2 durch Bäume gespeichert wird, damit möglichst wenig davon in die Atmosphäre gelangt.”
“OMV hat in der Region rund um Matzen
eine 60-jährige Tradition”
Für die OMV ist der Klimaforschungswald ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie, die sich nicht nur auf die Reduktion von CO2-Emissionen, sondern auch auf die Fixierung und das Recycling von CO2 konzentriert. „Für den Klimawandel müssen Lösungen auf unterschiedlichen Ebenen entwickelt werden. Deshalb arbeiten wir intensiv an CO2-reduzierten Energieträgern sowie an umweltschonenden Recyclingmethoden und Technologien zur CO2-Nutzung. Wälder speichern CO2 auf ganz natürliche Weise, weshalb wir sie schützen und unterstützen müssen. Der Klimaforschungswald ist für mich ein Zukunftswald, dessen Ergebnisse wesentlich zu einer CO2-ärmeren Zukunft beitragen werden“, so Reinhard Florey.
Außerdem habe die OMV in Matzen laut Florey “eine 60 jährige Tradition, in der wir eng mit der Bevölkerung und der Landwirtschaft zusammenarbeiten, viele OMV-Mitarbeiter kommen aus dieser Region. Wir als OMV sind hier präsent, wollen hier mit dem Klimaschutz-Wald ein weiteres Zeichen dieser langen Tradition setzen.”
Der Klimaforschungswald steht ab sofort der Öffentlichkeit auch für Erholungszwecke zur Verfügung. Zum Spazieren lädt etwa ein eigens angelegter Natur- und Waldlehrpfad ein. Interessierte Besucherinnen und Besucher können dort mehr über die Natur, die Bedeutung des Waldes und der Artenvielfalt – auch im Hinblick auf Insekten – und die Forschungsarbeit erfahren.
Mehr Informationen unter www.klimaforschungswald.at
Hannes C. Huber
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Auf den Bildern: Landwirtschafts-Ministerin Elisabeth Köstinger, Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf, BFW-Leiter Peter Mayer und Reinhard Florey, Finanzvorstand der OMV, bei der Eröffnung des Klimaschutz-Waldes in Matzen.
Fotos: Hannes C. Huber