Nach wie vor sind sie gemeinsam dafür. Mit dem Gleichschritt funktioniert das derzeit aber nicht so recht. ÖVP und SPÖ verkündeten jüngst ihr „Ja“ zur Marchfeld-Schnellstraße S8. Die Schwarzen bei einer Pressekonferenz in Deutsch-Wagram, die Roten bei einer Mini-Demo von Bürgermeistern und Gemeinderäten in Markgrafneusiedl.
Bereits 10.000 Unterschriften habe man auf der „Ja zur S8“-Plattform im Internet gesammelt, berichtete der Gänserndorfer Bürgermeister Rene Lobner.
Der heftig kritisierte, dass an dem Projekt seit 16 Jahren herumgebastelt werde. Zuletzt habe der Bundesverwaltungsgerichtshof am 13. Oktober seine Verhandlung unterbrochen. Und seither keinen Mucks zum Thema verlauten lassen.
Eine wenig befriedigende Antwort auf eine parlamentarische Anfrage an Ministerin Gewessler erhielt NR Angela Baumgartner. Die Sulzer Bürgermeisterin verwies auf den großen Aufschwung den die A5 für das östliche Weinviertel gebracht habe.
Von der unzumutbaren Belastung durch 35.000 Autos (davon tausende LKW‘s) berichtete Deutsch-Wagrams Bürgermeister Fritz Quirgst. Und auch sein Raasdorfer Kollege Walter Krutis wusste von bis zu 22.000 Autos (davon 2.000 – 3.000 LKW‘s) in seinem Ort zu berichten.
Dabei bemühe man sich – außer um das Straßenprojekt – auch um die Bahn. Walter Krutis versteht nicht, dass die Schnellbahnlinie S80 nicht über die Landesgrenze nach Raasdorf oder weiter fährt, sondern in Wien wieder umdreht.
Durch öffentlichen Verkehr und die Realisierung von S 1 (Lobautunnel) und S8 erwartet der Bürgermeister eine Reduktion des Autoverkehrs in seiner Gemeinde um 60 – 70 %.
„Da die Marchfeld-Schnellstraße (S8) offenbar für Verkehrsministerin Leonore Gewessler keine große Priorität hat, lade ich die Frau Minister ein, doch mal einen Tag im Marchfeld zu verbringen“, sagte die 3. Landtagspräsidentin Karin Renner. Sie ist sicher, dass die Ministerin ihre Meinung spätestens nach dem dritten rettenden „Seitensprung“ (um auf der Bundesstraße nicht überfahren zu werden), der vierten Notbremsung und der permanenten Lärmbelästigung anders beurteilen wird.
Um auf das Problem aufmerksam zu machen, haben sich am 19. März einmal mehr Bürgermeister und Mandatare der betroffenen Gemeinden zu einer Protestaktion getroffen.
Das Verfahren um die Genehmigung der S8 ist bereits eine unendliche Geschichte. Zuletzt hatte sich der Naturschutz-Gutachter vor dem Bundesverwaltungsgericht (BVG) erneut gegen die geplante Trasse ausgesprochen, weil das Vorhaben nicht mit den Erhaltungszielen des „Europaschutzgebietes“ vereinbar sei. Die geplante Straße führe durch das Brutgebiet des Vogels Triel.
„Bei aller Liebe zur Natur dürfen wir aber auf die Gesundheit und das Wohl der Menschen, die hier wohnen, nicht vergessen“, plädiert die SPÖ-Bezirksvorsitzende Renner für eine Lösung mit der alle gut leben können. Die Situation ist für Anrainer, Pendler und die regionale Wirtschaft unerträglich!
Die ÖVP droht indes mit Maßnahmen. Rene Lobner: „Wir werden nicht ruhen, es wird Protestaktionen geben.“
Am Bild ganz oben: ÖVP bei Pressekonferenz in Deutsch-Wagram.
Fotos: zVg