Aktuelle Corona-Lage in der Region: “Derzeit kommen in Strasshof etwa 30 bis 40 Prozent der Kinder trotz Corona-Lockdown in die Kindergärten und Schulen”

Auch in den Bezirken Gänserndorf, Mistelbach und Korneuburg ist das in Österreich derzeit vorherrschende “Ost-West-Gefälle” bei der Corona-Situation zu bemerken. Unter allen Bezirken in Österreich (79 politische Bezirke plus 15 Statutarstädte) hat Gänserndorf derzeit die wenigsten neuen bestätigten Fälle. Während in den letzten 7 Tagen etwa im Bezirk Zell am See 767 bestätigte Corona-Fälle auftraten, waren es im Bezirk Gänserndorf nur 159, im Bezirk Korneuburg 211 und im Bezirk Mistelbach 208.

“Die täglichen Zuwächse bremsen sich seit einer Woche deutlich ein. Das könnte darauf hinweisen, dass der “Lockdown light” bereits Wirkung zeigt”, berichtet der Gänserndorfer Bezirkshauptmann Martin Steinhauser über die aktuelle Lage in seinem Bezirk. Es gäbe bis auf das Pensionistenheim Zistersdorf ansonsten keine stark auffällige Clusterbildung im Bezirk. Im Pflegeheim Zistersdorf wurden vor etwa einem Monat 32 Corona-Fälle festgestellt. Die Verbreitung des Corona-Virus zeige ansonsten “ein diffuses und sehr unübersichtliches Bild”, da die Verbreitung nicht auf bestimmte Hot-Spots hindeutet.

“Wenn das so weiter geht, können wir uns bereits Anfang Dezember über eine sehr positive Entwicklung der Corona-Situation in unserer Region freuen”

Steinhauser lobt die “Disziplin in der Bevölkerung. Die Leute halten sich in der großen Masse an die aktuellen Regelungen. Anzeigen gibt es im Bezirk Gänserndorf zwar schon, aber diese beschränken sich auf eher kleinere Delikte wie die Verletzung der Abstandsregeln oder Verstöße gegen die Ausgangssperre.” Größere unerlaubte Menschenansammlungen oder gar “Corona-Partys” wurden laut Steinhauser in den letzten Wochen nicht festgestellt. “Wenn das so weiter geht, dann werden wir uns bereits Anfang Dezember über eine sehr positive Entwicklung bei den Corona-Fällen in unserer Region freuen können”, so Steinhauser.

Auch die Bezirkshauptfrau des Bezirks Mistelbach Gerlinde Draxler berichtet ähnliches: “Der aktuelle Lockdown ist an den Zahlen der täglich neu positiv getesteten Personen noch nicht ablesbar. Allerdings werden die Kontaktlisten der Betroffenen etwas kürzer. Im Bezirk Mistelbach gibt es derzeit keine besonderen Clusterbildungen, das Infektionsgeschehen muss als äußerst diffus bezeichnet werden. Zuletzt war als Folge des Halloween/Allerheiligen-Wochenendes ein gestiegenes Infektionsgeschehen zu beobachten. Auch bei den Anzeigen der Exekutive treten keine besonderen Häufungen auf.”

Motto der Polizei: “Gemeinsam mit der Bevölkerung durch die Krise”

In ganz Niederösterreich gab es gestern 11 Anzeigen und 2 Organmandate, die direkt mit dem Corona-Virus in Verbindung standen. Laut Auskunft der Landespolizeidirektion Niederösterreich war das in den letzte Wochen durchschnittlich sehr ähnlich. Es gäbe zwar vereinzelt Fälle, aber insgesamt halten sich die Niederösterreicher sehr genau an die aktuell geltenden Regelungen. Die Polizei erhalte zwar immer wieder Hinweise auf Menschen-Ansammlungen und schaue sich die Situation dann auch vor Ort an, “aber oft stellt sich das dann zum Beispiel als zufällige größere Personenanzahl beim Einkauf in einer Tankstelle heraus”, so Polizeisprecher Florian Eggbauer. “Die Polizei sucht in diesen Fällen in erster Linie das Gespräch und weist auf die geltenden Regeln hin. Ganz selten zeigt sich jemand uneinsichtig, dann müssen wir Anzeigen an die Gesundheitsbehörde machen.”

In Gerasdorf war vor etwa einer Woche ein Kinderspielplatz laut Augenzeugenberichten mit mehr als 50 Personen überfüllt. Jedoch wurde dieser Fall weder der Polizei noch der Gemeinde gemeldet, sondern lediglich auf Facebook geteilt. Eggbauer berichtet über viele ähnliche Berichte auf Facebook: “Aber wenn wir manche Ereignisse erst einen Tag später erfahren, bringt es sehr wenig darauf noch zu reagieren. Wenn wir von solchen Fällen rechtzeitig erfahren, dann fahren wir hin und suchen das Gespräch. In den meisten Fällen können die Regeln dann sehr rasch wieder eingehalten werden.” Das Motto der Polizeit lautet für Eggbauer: “Die Polizei geht gemeinsam mit der Bevölkerung durch die Krise. Im Gespräch lassen sich die meisten Probleme rasch lösen.”

Gemeinden beklagen durch die Corona Krise etwa 10 Prozent Verlust beim jährlichen Budget. In Strasshof sind dies 1,4 Millionen Euro.

Auch für die Gemeinden ist die aktuelle Corona-Krise schwer zu bewältigen. Kleine Gemeinden wie etwa Rabensburg im Bezirk Mistelbach merken die finanziellen Auswirkungen laut Bürgermeister Wolfram Erasim nicht so stark: “Wir hatten auch vor der Corona-Krise sehr wenig Geld. Wir sind es also ohnehin gewohnt zu sparen. Da es bei uns wenige Betriebe gibt, fällt für uns auch der Verlust der Kommunalsteuer nicht so enorm aus.” Für größere Gemeinden wie etwa Strasshof sind die finanziellen Einbußen laut Bürgermeister Ludwig Deltl hingegen enorm: “Ich habe vor kurzem mit einigen Bürgermeister-Kollegen aus der Region gesprochen. Überall zeigt sich das gleiche Bild: Durch die Corona Krise verlieren wir in den Gemeinden etwa 10 Prozent der Einnahmen für unser Budget. In Strasshof bedeutet das bei einem Budget von 14 Millionen Euro pro Jahr ein Verlust von 1,4 Millionen Euro.” Auch die Steuerausschüttungen und sonstigen Zuwendungen vom Land Niederösterreich fallen laut Deltl mit “etwa 30 bis 70 Prozent geringer aus”. Den Verlust bei der Kommunalsteuer könne man erst Ende des Jahres einschätzen. Aufgrund dieser finanziellen Einsparungen müssten laut Deltl derzeit viele Projekte verschoben werden, die nicht ganz dringend notwendig sind, etwa Straßensanierungen.

Im Strasshofer Gemeindeamt werden die Corona-Maßnahmen derzeit sehr streng umgesetzt: “Wir haben sowohl im Bauhof als auch im Bürgerservice jeweils zwei Teams gebildet, die untereinander keinen Kontakt haben. Sollte ein Team ausfallen wäre dann die Versorgung der Gemeinde trotzdem weiterhin sichergestellt”, so Bürgermeister Deltl. Kontakt mit Bürgern findet hauptsächlich telefonisch oder per Mail statt. Für die dringenden unaufschiebbaren Anliegen finden Termine im Strasshofer Gemeindeamt mit strengen Abstands- und Hygieneregeln sowie nur durch Trennung mit Plexiglasscheiben statt.

Appell an die Eltern: “Nutzt die Betreuungseinrichtungen nur in ganz dringenden Fällen!”

In den Strasshofer Kindergärten und Schulen zeigt sich derzeit ein völlig anderes Bild als noch beim ersten Lockdown: “Im Frühjahr waren während des Lockdowns täglich vielleicht 3 oder 4 Kinder in den Kindergärten oder Schulen. Derzeit nutzen etwa hingegen 30 bis 40 Prozent der Kinder die Betreuungsmöglichkeiten in Strasshof.” Vorwurf will Deltl den Eltern deshalb keinen machen: “Ich verstehe schon, dass es in manchen Familien derzeit einfach nicht anders geht. Aber ich appelliere weiterhin an alle Eltern, ihre Kinder aktuell, wenn möglich, zuhause zu betreuen. Und nur in ganz dringenden Fällen in unsere Betreuungseinrichtungen zu schicken.”

Positive Veränderungen habe er in der Corona-Krise jedoch auch bemerkt: “Früher musste ich für jeden Termin sehr weit fahren, oft nach St. Pölten. Jetzt sind viele Termine und Versammlungen auch per Videokonferenz möglich. Das spart Zeit und Geld.” Trotzdem will Deltl auch in Zukunft nicht alle Termine online abhalten: “Manche meiner jüngeren Bürgermeister-Kollegen könnten sich zwar auch in Zukunft 100 Prozent aller Termine per Videokonferenz vorstellen, ich bin aber schon ein Mensch, der nach der Corona-Krise wieder den direkten Kontakt und das persönliche Gespräch forcieren will.”

Details der Corona-Zahlen in unserer Region,
bestätigte neue Fälle über 7 Tage: (Stand: 20.11.2020 – 15 Uhr)

Bezirk Gänserndorf: +159 (+151 pro 100.000 Einwohner)
Bezirk Korneuburg: +211 (+231 pro 100.000 Einwohner)
Bezirk Mistelbach: +208 (+275 pro 100.000 Einwohner)
Bezirk Hollabrunn: +186 (+364 pro 100.000 Einwohner)
Niederösterreich: +7.177 (+377 pro 100.000 Einwohner)
Wien: +7.947 (+343 pro 100.000 Einwohner)
Österreich: +50.922 (+479 pro 100.000 Einwohner)

Unter allen Bezirken in Österreich (79 politische Bezirke plus 15 Statutarstädte) hat Gänserndorf derzeit die wenigsten neuen bestätigten Fälle, hier eine Liste von weiteren Bezirken, gereiht nach den wenigsten Fällen:

1. Bezirk Gänserndorf
3. Bezirk Korneuburg
7. Mistelbach
18. Hollabrunn

Unter den Bundesländern liegt hier, gereiht nach den wenigsten Fällen der letzten 7 Tage, Wien am 1. Platz, gefolgt von Burgenland und Niederösterreich.

Hannes C. Huber

Am Bild: Strasshofs Bürgermeister Ludwig Deltl.

Foto: zVg

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