Die Riesenorgel, das größte Instrument Österreichs, wurde vergangenen Sonntag, den 4. Oktober von Kardinal Christoph Schönborn in Anwesenheit von Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf der Westempore des Stephansdoms gesegnet und damit feierlich in Dienst gestellt. Die ursprünglich für den Ostersonntag, 12. April geplante Feier, die mit dem 75. Jahrestag der Zerstörung der alten Riesenorgel beim Dombrand 1945 zusammengefallen wäre, war Covid bedingt auf den 4. Oktober verschoben worden. „Es ist ein schönes Zeichen, wenn wir nun gemeinsame die Riesenorgel segnen, damit dieses einmalige Instrument das tun kann, wofür es gebaut wurde – vor dem Krieg, nach dem Wiederaufbau des Domes und heute, in einer Zeit weltweiter Pandemie: zum gemeinsamen Lobe Gottes“, so der Wiener Erzbischof zu Beginn der Feier. Bund und Länder Neben den zahlreichen, privaten Unterstützern des Orgelprojekts haben, wie schon beim Wiederaufbau des Doms unmittelbar nach dem Krieg, vor allem Bund und Länder den Bau der neuen Riesenorgel ermöglicht. Auch an der heutigen Segnung der Orgel nahmen ranghohe Vertreter des öffentlichen Lebens teil. Neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen waren dies Bundesministerin Susanne Raab, Staatssekretärin Andrea Mayer, Landeshauptmann Markus Wallner, Landtagspräsidentin Manuela Khom, Steiermark, Landtagspräsidentin Verena Dunst, Burgenland, Andreas Rosner, Verbindungsstelle der Bundesländer, die Nationalratsabgeordneten Thomas Drozda, Maria Großbauer und Ursula Stenzel, Landesrat Martin Eichtinger, Niederösterreich, Bezirksvorsteher Markus Figl und Bezirksrätin Helga Putre. ORF II und radio klassik Stephansdom übertrugen den Gottesdienst live.Kardinal: Neue Riesenorgel – Zeichen der Hoffnung und des TrostesKardinal Schönborn erwähnte in seiner Predigt den Dombrand am 12. April 1945, dem die alte Riesenorgel zum Opfer gefallen sei. Dieser sei eine der vielen Folgen des Zweiten Weltkriegs gewesen, “der Ausgeburt eines wahnwitzigen Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus.” so der Kardinal. “Als der Dom am Kriegsende brannte war das wie ein Schlusspunkt einer unvorstellbaren Tragödie, deren brennender Ausdruck der Brand aller Synagogen am 9. November 1938 war.”Dass die Segnung der neuen Riesenorgel in der Zeit der weltweiten Pandemie geschehe, sein ein Zeichen “der Hoffnung und des Trostes”, denn, so der Wiener Erzbischof “ es ist ein Urbedürfnis des Menschen, zu singen und zu musizieren. Was wäre ein Gottesdienst ohne Gesang? Was wäre ein Leben ohne Musik? Wer singt, betet doppelt. Und Beten brauchen wir in dieser Zeit doppelt so notwendig.” Schließlich, so Kardinal Schönborn : “Wenn die Orgel unser Singen und Loben und Bitten trägt und erhebt, dann wird unser Beten zu einem mächtigen Strom des Segens.”Zum Abschluss des Gottesdienstes drückte der Erzbischof von Wien die Hoffnung aus, dass der Klang der vielen Orgelpfeifen etwas von der Größe Gottes erahnen lasse, der sich in der Schönheit der Musik zeigen und offenbaren wolle. Neue Musik auf neuer Orgel Die neue Riesenorgel hat Musiker aus dem In- und Ausland zu Werken für diesen Festtag inspiriert. So kam während der Gabenbereitung in der Festmesse “Fantasie und Fuge über zwei Themen von Anton Bruckner” von Johann Simon Kreuzpointner zur Uraufführung. Während der Messe um 12.00 Uhr sind Werke von Gregoire Rolland (Frankreich), Valentin Fheodoroff (Österreich) und Maximilian Schnaus (Deutschland) erstmals zu hören. Sie wurden im Rahmen des ”Kompositionswettbewerbs der Wiener Domkirche für die Riesenorgel” ausgezeichnet. Eine Uraufführung der besonderen Art ist das Stück “HerrGott!- Kommentare zu einem Wienerlied” im Rahmen des Einweihungskonzerts um 15.00 Uhr mit Beiträgen von Gordon Kampe, RomanHauser, Wolfram Wagner, Judith Weir, Peter Planyavsky, Philipp Maintz, Karlheinz Essl und Iain Farrington. Ebenfalls im Curhaus präsentiert bis 31. Oktober Nelo Ruber ihren Blick auf die Arbeiten an der neuen Domorgel in einer frei zugänglichen Fotoausstellung. Das größte und eines der interessantesten Musikinstrumente Österreichs Die am 4. Oktober 1886 gesegnete Riesenorgel auf der Westempore des Stephansdoms war das erste Opfer des verheerenden Brandes am 11. und 12. April 1945. Im Zug des Wiederaufbaus konnte zwar 1960 durch den Kölner Erzbischof, Kardinal Josef Frings eine Nachfolgerin gesegnet werden. Klanglich war diese allerdings dem gotischen Raum nicht gewachsen und wurde schon in den Neunziger Jahren stillgelegt. Seither tut zwar die Chororgel im vorderen, südlichen Seitenschiff gute Dienste, ist aber aufgrund ihrer Dimensionen kein Ersatz für die alte Orgel. Weitere Informationen zur Riesenorgel und ihrer Eröffnung: https://www.domorgel.wien |
Fotos: ©erzdoezesewien /Stephan Schönlaub