Völlig fassungslos und in Angst vor weiteren Vorfällen dieser Art mussten die Poysdorfer Bürger in den letzten Tagen einen Justizirrtum der besonders tragischen Art ertragen.
Was war geschehen? Ein 22-jähriger afghanischer Asylwerber dürfte laut Ermittlungen des niederösterreichischen Landeskriminalamtes am vergangenen Dienstag am helllichten Tag über eine 55-jährige Poysdorferin hergefallen sein. Er soll versucht haben, ihr die Kleidung vom Leib zu reißen. In der Hand hatte der Angreifer ein 20 Zentimeter langes Messer. Zum Glück konnte die Poysdorferin die Vergewaltigung verhindern und erlitt “nur” einige Schnittwunden.
Der mutmaßliche Täter, der aufgrund vieler auf ihn deutende Indizien kurz nach der Tat festgenommen werden konnte, wurde nur wenige Stunden nach seiner Festnahme vom Haft- und Untersuchungsrichter des Landesgerichts Korneuburg aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Haftrichter sah in den Angaben des Opfers zu viele Widersprüche zum Ermittlungsstand. So auch die Auskunft des Sprechers der Staatsanwaltschaft Korneuburg, Friedrich Köhl: „Die Täterbeschreibung passt nicht mit dem 22-Jährigen zusammen. Aus diesem Grund wurde er enthaftet und es wird weiter ermittelt.“
Die Argumente, warum “zu viele Widersprüche” gegen eine weitere Inaftigerung sprachen waren durchaus kurios. Der Täter sei etwa “in der entgegengesetzten Richtung festgenommen worden” und auch die vom Opfer angegebene Größe des Täters stimme nicht mit dem Festgenommenen überein. Dabei sprachen erdrückende Indizien gegen den 22-jährigen Afghanen: Er war bereits wenige Tage vor der Tat aufgefallen, weil er eine 30-jährige Frau in Poysdorf bedrängt haben soll. In Polizeikreisen und in der Bevölkerung schüttelte man den Kopf über die Freilassung.
DNA-Test identifizierte den Afghanen kurz nach Freilassung als mutmaßlichen Täter
Kurze Zeit nach der Enthaftung wurde plötzlich bekannt, dass ein positiver DNA-Test den 22-jährigen Afghanen eindeutig als mutmaßlichen Täter identifizierte: Er hatte Sperma am Opfer hinterlassen.
Der Bürgermeister von Poysdorf, Thomas Griessl, wandte sich fassungslos an Justizministerin Alma Zadic. Laut Griessl habe diese Entscheidung der raschen Enthaftung dazu geführt, dass die Stimmung bei den Bewohnern gekippt sei. Gleichzeitig leitete Landtagspräsident Karl Wilfing (ÖVP) aus Poysdorf über den Nationalratsabgeordneten Andreas Minnich (ÖVP) eine parlamentarische Anfrage dazu in die Wege.
Aufatmen: Täter wurde heute zum zweiten mal gefasst
Heute dann das Aufatmen in Poysdorf: „Im Zuge der durch das Landeskriminalamt Niederösterreich akkordierten Zielfahndungsmaßnahmen konnte der Gesuchte am 5. Mai 2020, um 22 Uhr in einer Betreuungseinrichtung für Asylwerber in Traiskirchen (Bezirk Baden) von Bediensteten der Polizeiinspektion Traiskirchen festgenommen werden“, heißt es in einer Aussendung der Landespolizeidirektion.
Warum der Richter den mutmaßlichen Täter trotz erdrückender Indizien und noch vor dem Ergebnis des DNA-Tests in die Freiheit entließ – dies ist vielen ein Rätsel und wird nun aufzuklären sein.
Man könnte nach der neuerlichen Festnahme zwar sagen: “Ende gut, alles gut.” Aber was wäre geschehen, wenn der mutmaßliche Täter nach der Freilassung für immer verschwunden wäre?
Am Bild: Die Poysdorfer Bürger können aufatmen: Der mutmaßliche Vergewaltiger wurde endlich gefasst.
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