Es hat ein bisserl gedauert, bis die letzten Unklarheiten beseitigt waren. Nun steht es aber fest. Die Nationalratswahl Ende September hat für einige Abgeordnete im Weinviertel unangenehme Folgen gehabt. Ein Mann hingegen wird – dank des großen Erfolges der ÖVP – doch etwas überraschend ins Parlament einziehen. Beide Hauptverlierer des Urnenganges müssen mit schmerzlichen personellen Aderlässen zu Recht kommen. Die SPÖ verliert nördlich der Donau gleich zwei Abgeordnete. Die Bezirksobfrau von Mistelbach, Melanie Erasim, hat es nicht mehr geschafft. Wie in der RUNDschau vor der Wahl gemeldet, war ihr Grundmandat im Weinviertel in Gefahr.
Mit einem Verlust von mehr als 7.300 Stimmen im Wahlkreis ist es sich für Erasim nicht mehr ausgegangen. Weil die SPÖ Niederösterreich von 9 auf 7 Mandate zurückgefallen ist, von denen vier Wahlkreis-Grundmandate sind, geht es sich für Erasim auch auf der Landesliste nicht aus. Dort rangiert die Rabensburgerin nur auf Platz 8.
„Also möglich wäre noch alles, aber es ist eher unwahrscheinlich“, so die SPÖ Mandatarin, noch immer hoffend, „Es müsste jemand auf sein Mandat verzichten oder bei einer Regierungsbeteiligung der SPÖ, wenn andere Mandatare in Regierungsfunktion kommen, wäre es dann auch noch möglich ein frei werdendes Mandat zu ergattern.“
Die Weinviertler SPÖ hatte zwar durch die Umfrageergebnisse vor der Wahl, auch schon mit dem Szenario eines Mandatsverlustes gerechnet aber mit dem „doch erschütternden“ Ergebnis hatte niemand gerechnet. Wie bundesweit hat die SPÖ im Weinviertel die meisten Stimmen an die Grünen verloren. „Es ist schade, dass die SPÖ nun kein Mandat mehr im Weinviertel hat und ich die Anliegen für das Weinviertel nicht mehr im Nationalrat vertreten kann“, so die engagierte Politikerin.
3.450 Stimmen sind nicht genug
Obwohl er einen beherzten Wahlkampf geführt hat, wird auch der ehemalige Bürgermeister von Untersiebenbrunn, Rudolf Plessl, zurück in seinen Zivilberuf als Polizist gehen müssen. Zwar hat die SPÖ im Wahlkreis Ost (Bruck/Gänserndorf) ein Grundmandat geschafft, Plessl war aber nur mehr auf dem zweiten Listenrang platziert und verliert daher das Mandat an Katharina Kucharowits.
Um die Schwechaterin zu überholen hätte Plessl 3.912 Vorzugsstimmen (14 % der SPÖ-Stimmen im Wahlkreis) benötigt. Erreicht hat er zwar immerhin 3.450 persönliche Stimmen (Kucharowits: 2.041), nachdem es bei der SPÖ aber keine Usance gibt, dass der Kandidat mit mehr Stimmen den Vorzug erhält, fällt Plessl durch.
Gemeinsam auf Verbrecherjagd?
Auf Schurkenfang kann Plessl in Zukunft vielleicht gemeinsam mit dem bisherigen FPÖ-Abgeordneten Werner Herbert gehen. Auch der ist Polizist, hat sein (Grund)Mandat im Wahlkreis Ost verloren und wird – als achter der Landesliste – wohl nicht in den Nationalrat kommen.
Das bessere Ende für sich hat der Hollabrunner Freiheitliche Christian Lausch. Zwar hat die FPÖ auch im Wahlkreis Weinviertel kein Grundmandat mehr, Lausch kann aber über die Landesliste, auf der er als fünfter platziert war, ins Parlament einziehen. Strahlende Gesichter gab’s, wie könnte es anders sein, am Wahltag und am Ende der Auszählung der Wahlkarten, in den Weinviertler ÖVP-Geschäftsstellen.
Angela Baumgartner, Bürgermeisterin von Sulz im Weinviertel, hat den Wiedereinzug ins Hohe Haus am Ring ohne die geringsten Probleme geschafft. Mit einem Plus von 8,1 % in „ihrem“ Bezirk Gänserndorf konnte das Bundes- und Landesergebnis noch übertroffen werden.
Andreas Minnich hat’s geschafft
Ein zweites Grundmandat – zusätzlich zur Pulkauerin Eva-Maria Himmelbauer – ist sich für die ÖVP im Wahlkreis Weinviertel ausgegangen. RUNDschau-LeserInnen wissen schon seit der letzten gedruckten Ausgabe, dass die Chancen für den Korneuburger Textilkaufmann Andreas Minnich durchaus intakt waren.
Mit einem Stimmenanteil von 46,3 % hat die ÖVP im Weinviertel schon fast die absolute Mehrheit. Und zwei Direktmandate.
„Ich bin überrascht über das gute Ergebnis“, so Andreas Minnich, „dass es so gut ist hätte ich nicht gedacht. Es war kein leichter Wahlkampf und ich kann mich nur bedanken für die großartige Unterstützung der ÖVP Korneuburg, den Bürgermeistern und allen Helfern.“ Zu der Koalitionsfrage wollte sich Minnich nicht äußern. „Wichtig ist nur was herauskommt, um den eingeschlagenen Reformkurs zu halten!“
Von den übrigen Parteien (Grüne und NEOS) werden keine KandidatInnen aus den Wahlkreisen Weinviertel oder NÖ Ost ins Parlament kommen.
Fotos Erasim und Minnich: zVg,
Foto Plessl: Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS
Nationalratswahl: Plessl und Erasim sind draußen, Minnich kommt ins Parlament
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